Auswandern - haben wir es jemals bereut?

 

Nach fast 4 Jahren sind wir plötzlich wieder für eine lange Zeit in Deutschland. In unserer alten Heimat.
Heute zählen wir Tag 39 ohne Meer.
 
Und das erste Mal fühlt es sich plötzlich nicht mehr nach „Heimaturlaub“ an, irgendwie fühlt man sich einfach bloß in der Zeit zurückversetzt - als würde man plötzlich wieder hier leben.
Jetzt schon wieder 1,5 Monate lang.
Und dann kommen die typischen Gedanken: "Was wäre wenn?"
Und man denkt darüber nach, wie es wohl wäre wieder hier zu sein, dauerhaft, was wir wohl alles verpassen bei unserem Leben so weit weg von allen und allem.
Was uns wohl fehlt, gerade in der Zeit, in der jetzt alle Freunde heiraten, Kinder kriegen, Häuser bauen - und es trennen einen so viele tausende Kilometer voneinander.
Und wir haben noch einmal so richtig Zeit darüber nachzudenken, was es eigentlich bedeutet, auf einem Segelboot zu leben, irgendwo im Süden.
Ja, wir sind ausgewandert.
2019 habe ich alles verkauft und gespendet was ich hatte, meine alte Heimat Bonn verlassen und bin ausgewandert.
Und nein, in kein bestimmtes Land. 
Ich bin ausgewandert einfach mitten aufs Meer.
Und gemeinsam haben Ben und ich uns dann für ein Leben auf einem Segelboot entschieden. Wir haben uns dafür entschieden, jede Woche in einer neuen Stadt zu leben, wenn wir möchten, dafür, alle paar Monate in einem neuen Land zu leben, wenn wir möchten, dafür, eben ein Weltenbummler-Leben zu führen.
Wir sind ausgewandert und leben jetzt auf dem Meer.
 
Aber was sind dabei unsere Sorgen und Ängste?
Haben wir unsere Entscheidung jemals bereut? Oder tun wir es jetzt?
Es ist vor allem das Gefühl von mir selbst, das ich nicht mehr mag, wenn ich hier lebe.
Wie ich bin, wenn ich hier bin. In alten Mustern verfallen, stecken geblieben in alten Gebräuchen und in der Zeit.
Ich bin gestresst, gehetzt und lass mich von den Menschenmassen mitziehen.
Die Alltagshektik dieser Gesellschaft hat mich plötzlich wieder so fest im Griff, dass ich kaum noch etwas dagegen tun kann.
Es ist egal, ob ich in einer großen Stadt oder einem kleinen Dorf bin. 
Egal wo ich bin, suche ich den Horizont, suche das Meer, suche die Weite.
Es ist, als würde einem die Luft zum atmen fehlen.
Es fehlt das Meeresrauschen, das Schaukeln der Wellen, es fehlt die Sonne und die Einsamkeit des Ozeans. Ja, es fehlt das Strahlen der Palmen.

So viel Druck, so viele Zwänge, so oft erlebe ich, dass die Menschen hier um einem herum zu allem „JA“ sagen, obwohl sie „Nein“ meinen und sich dabei total vergessen. Und niemand merkt es.
 
Ich bin ehrlich - und genau deswegen leben wir auch im Süden: diese graue Wolkendecke macht mir echt zu schaffen.
Dieses Wetter macht mich träge, müde und lustlos.
Das war früher schon so und so ist es heute noch immer.
Ich für mich brauche die Sonne und das Meer, ohne wenn und aber.
Ich muss die Wärme auf der Haut spüren, den Sand unter den nackten Füßen und zweihundert oder dreihundert Sommersprossen müssen sich mindestens in meinem Gesicht verirrt haben. 

Es wird viele geben, denen das vielleicht gar nicht so wichtig erscheint, die solche grauen Tage dann anderweitig füllen können, sich mit tollen Dates in Cafés oder Indoor-Sportarten die Zeit vertreiben, die die Sonnentage dann eben doppelt so schätzen können - und es wird wieder andere geben, die aus vollem Herzen genau das fühlen, was ich fühle.
Und das ist okay, denn genau aus diesem Grund lebe ich mitten auf dem Meer und reise der Sonne hinterher, als würde sie mich wie ein Magnet anziehen.
 

Und den hohen Preis, den wir dafür zahlen müssen, ist unsere Liebsten nicht jeden Tag bei uns zu haben.
Aber das ist mittlerweile okay, denn wir haben gelernt, damit umzugehen, geben der gemeinsamen Zeit dann einen noch höheren Wert und genießen noch bewusster und intensiver als vorher die Stunden, die wir miteinander teilen.
 
Wir bereuen keinen unserer Schritte, keine unserer Entscheidungen. Denn sie haben uns zum Meer geführt. Und irgendwie auch in gewisser Weise zu uns selbst.
Denn am Ende ist es für uns vielmehr ein „WIE will ich sein“ als ein „WO will ich sein“.
Denn mitten auf dem Meer sind wir wir selbst.
Zurück zum Blog

15 Kommentare

Tolle Worte. Mir geht es auch so. Du weißt ja,bin auch auf dem Meer unterwegs, allerdings noch nicht so lange wie ihr.
Daher vermisse ich meine Kids und meine süßen Enkel sehr.
Dann genießt weite die schöne Zeit auf dem Meer. Vielleicht trifft man sich ja mal rein zufällig.

Michi

Tolle Worte. Mir geht es auch so. Du weißt ja,bin auch auf dem Meer unterwegs, allerdings noch nicht so lange wie ihr.
Daher vermisse ich meine Kids und meine süßen Enkel sehr.
Dann genießt weite die schöne Zeit auf dem Meer. Vielleicht trifft man sich ja mal rein zufällig.

Michi

Wow jetzt lese ich erstmals hier Elena !
Insta ghostet mich, als eh schon toolgesaettigt dachte ich: Youtube. Whaaaaat 😅 und dann dachte ich: ach was ihr seid auch dort ! 😍 nicht dass wir wirklich Kontakt haben, aber eben: ich bin grundsätzlich gleich. Mit KeinA. muss ich zugeben Villedieu Notmandie mit Pool, Tanzkurs entwickeln: Sauna und Hamam geht auch 😂😅 … Du beschreibst es wunderbar: man ist anders. Und zwar völlig.

Bin zwar bei: haengt davon ab wie angekommen aber Danke Ja Sueden.

Schoooeeener Beitrag !

„Ihr muesst einen Blog haben, das ist alles fluechtig war ich 2005 – 2016

Julia

Oh ihr liebsten Herzpiraten…deine Worte gehen so tief…berühren so sehr und ja ihr habt so recht gehabt…da euch zu spüren und diese Schritte zu gehen…denn wer wären wir wenn wir nicht wir selbst wären…nichts…ich sitze hier…bin sehr berührt und auch sehr glücklich für mich in der Natur diesen Ort gefunden zu haben…wo ich ich sein kann …immer und jeden tag in meinem leben…und ich glaube das ist das größte Geschenk…MAN SELBST SEIN ZU KÖNNEN…IN JEDEM MOMENT…ach elena…ben danke für euer sein…alles liebe und habt eine wunderbare Zeit mit euren lieben in den Bergen…ich drück euch fest…alles liebe …Ines /frauheuberg 🌿⭐🍷😘🌨❄⛵💛

Ines

Ich Liebe Deine Worte. 🙏🏻 Kann es so gut nachempfinden und fühlen. 🧡

Ihr beide gehört einfach aufs Meer und Ohana. ⚓️
In diesen Sinne.
…das Meer sei mit Dir!
StrandBude20

Tina

Hinterlasse einen Kommentar

Bitte beachte, dass Kommentare vor der Veröffentlichung freigegeben werden müssen.